Texte Hardheimer Lebensbilder

Von der Tanzstube zum Museumsstück – „…eine zunächst kuriose Idee“

1982 sollte in der Walldürner Straße in Hardheim ein Anbau an das Gebäude Nr.1 – bis 1780 das Gasthaus „Zur Gültenen Sonne“ – abgerissen werden.

Dabei wurde im Obergeschoß des Anbaus ein unverändert erhaltener ehemaliger Fest- und Tanzraum entdeckt – mit farbiger Ausmalung von Fachwerkwänden und Decke im originalen Zustand des 17. Jahrhunderts.

Da dieses einmalige Objekt an Ort und Stelle nicht erhalten werden konnte, verwirklichte man die nach den Worten des zuständigen Denkmalpflegers „zunächst kurios anmutende Idee“ und brachte den Raum in Einzelteilen ins Museum, wo er wieder aufgebaut und vorsichtig restauriert wurde.

Dabei entdeckte man an der ursprünglich südlichen Außenwand auch die Jahreszahl seiner Entstehung: 1678 – fünf Jahre älter als das Museumsgebäude selbst.


 Ein Hardheimer in Amerika – Ignaz Schwinn (1860 – 1948)

Der gebürtige Hardheimer Ignaz Schwinn wanderte 1891 in jungen Jahren in die USA aus und gründete dort 1895 mit Adolf Arnold zusammen die Fahrradfabrik „Arnold, Schwinn & Company“. Er wurde zu einem der führenden Fahrradhersteller der USA.

Schwinn war jedoch kein typischer Auswanderer – vielmehr hatte er schon in Deutschland Karriere in der Fahrradindustrie gemacht.

1908 wurde Schwinn Alleininhaber der florierenden „Arnold, Schwinn & Company“, und im Jahr 1911 erwarb er in Chicago die „Excelsior“-Motorradfabrik, wo er bis 1931 Motorräder und zeitweilig auch Flugzeugmotoren baute.

Schwinn Built Bicycles

Wie viele Einwanderer wurde auch Schwinn zum überzeugten US-Amerikaner – von den Stars and Stripes auf dem Schreibtisch bis hin zur Umstellung der Produktion auf Kriegsmaterial im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg.

Viele Neuerungen wie das stromlinienförmige Aerocycle oder das Autocycle mit Hilfsmotor wurden von Schwinn entwickelt, und das Unternehmen zählt auch heute noch zu den großen Fahrradproduzenten in den Vereinigten Staaten – mit einem Marktanteil von knapp 10 %.

Inzwischen wird die Firma von der dritten Schwinn-Generation geführt – dennoch besteht bis heute familiärer Kontakt nach Hardheim.

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Tandem; 1897

Dieses Doppel-Diamant Tandem, Modell Nr.12, aus dem Jahr 1897, wurde von der damaligen Arnold, Schwinn & Company in Chicago hergestellt und dem Museum von der Firma Schwinn zur Verfügung gestellt.

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Hollywood rides Schwinn – mit diesem Slogan und berühmten Filmstars wie Bing Crosby und Rita Hayworth warb Schwinn in den vierziger Jahren für seine Fahrräder.


Feuerwehr in Hardheim

Schon im Jahr 1863 traten in Hardheim 58 Bürger der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr bei, die seit diesem Zeitpunkt die Aufgabe der Brandbekämpfung in der Gemeinde übernahm.

Vor diesem Zeitpunkt – und in kleineren Gemeinden auch danach – war das Löschen eines Feuers Aufgabe aller, wofür jeder Bürger entsprechende Geräte, vor allem lederne Feuereimer, bereit halten mußte. Erst das Aufkommen größerer Geräte wie Feuerspritzen machte die Gründung eigener Organisationen notwendig.

Heute befinden sich die Feuerwehren im Wandel: mit immer modernerem technischem Gerät muß seltener als früher Feuer bekämpft werden, während immer häufiger Aufgaben im Umweltschutz und technische Hilfeleistungen übernommen werden.

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Wasserleitungen

Die Zuleitungen zu den vielen Brunnen innerhalb der Ortschaften, die noch vor wenigen Jahrzehnten die Wasserversorgung sicherten, waren in früheren Zeiten in der Regel aus Holz – innen ausgehöhlte Baumstämme. Später wurden sie teilweise durch Röhren aus Ton oder Sandstein ersetzt.

Die hölzerne Leitung stammt aus Schweinberg, die Röhren aus Ton gehörten zu einem Hardheimer Ortsbrunnen und die Steine bildeten die Zuleitung zu einem Brunnen in Bretzingen.


 Der Maler Julius Heffner (1877 – 1951)

Aus dem heutigen Hardheimer Ortsteil Bretzingen stammt ein Maler, der vor allem durch realistisch-idyllische Landschaftsbilder aus dem Schwarzwald bekannt geworden ist: Julius Heffner.

Heffner war eines von elf Kindern einer alteingesessenen Bretzinger Bauernfamilie; er verließ seine Heimat früh und wurde 1900 Gewerbelehrer in Freiburg.

Als Maler war Heffner Autodidakt; dennoch fanden seine zahlreichen Bilder durchaus Anerkennung – Ausstellungen vor allem in badischen Städten, aber auch darüber hinaus, verschafften ihnen eine gewisse Popularität, die eher traditionelle Motivwahl und die technisch überzeugende Ausführung sicherten ihre Verbreitung.

Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg verbrachte Julius Heffner – seit 1934 im Ruhestand – in seiner Heimat; hier fertigte er vor allem Aquarelle von Hardheim und Umgebung, die am Ort gut zu verkaufen waren.

Heute zeigen diese Bilder ein Panorama des noch vor 50 Jahren ländlich geprägten Marktfleckens Hardheim – beschauliche Idyllen aus der wenig idyllischen Zeit der Nachkriegsjahre.