Hardheim

Hardheim im Laufe der Jahrhunderte

Die Gemeinde Hardheim (Neckar-Odenwald-Kreis) ist eine Mittelpunktgemeinde im Erfatal. In der Gemeinde mit den Ortsteilen Bretzingen, Dornberg, Erfeld, Gerichtstetten, Rüdental, Rütschdorf, Schweinberg und Vollmersdorf wohnen heute auf 87 qkm rund 8.000 Einwohner.

Ortgeschichte

Hardheim liegt an der Grenze zwischen Muschelkalk und Buntsandstein; im Oberen Buntsandstein wurden auf der Gemarkung die Fährten mehrerer Archosaurier-Arten gefunden, die heute im Erfatal-Museum gezeigt werden.


Hardheim

Diese Flasche wurde bei einer Ausgrabung der Unteren Burg in Hardheim entdeckt; sie wird heute als Leihgabe des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg im Erfatal-Museum ausgestellt.


Hardheim Ortsgeschichte

Aus dem Schloß der Herren von Hardheim stammt dieser Kopf einer Ritterstatue.


Ortsgeschichte Hardheim

Der „Schüttungsbau“, 1683 als Zehntspeicher der Fürstbischöfe von Würzburg erbaut und Symbol ihrer Herrschaft, beherbergt heute das Erfatal-Museum und die Festhalle der Gemeinde.


Hardheim

Hardheim im 19. Jahrhundert.


Walter Hohmann Hardheim

Der berühmteste Sohn der Gemeinde: Walter Hohmann (1880–1945) berechnete schon während des Ersten Weltkriegs die günstigsten Bahnen künstlicher Raumflugkörper im Weltraum. Sie heißen in der Raumfahrtwissenschaft bis heute Hohmann-Bahnen.

Der Ortskern liegt im Schnittpunkt verschiedener Hauptverkehrsstraßen. Die Bundesstraße 27 führt von Mosbach kommend weiter in Richtung Tauberbischofsheim und Würzburg. Die Landesstraße in Richtung Miltenberg sorgt für eine gute Anbindung an den Aschaffenburger und Frankfurter Raum. Die Stadt Wertheim, mit einer nahegelegenen Anschlußstelle an die Autobahn 3 Frankfurt–Würzburg, ist über eine Landesstraße zu erreichen. In den letzten Jahren wurde die Landesstraße 514 als Autobahnzubringer zu den Anschlußstellen Ahorn oder Berolzheim der Autobahn 81 Heilbronn–Würzburg ausgebaut.

Der mit viel Wald gesegnete Luftkurort Hardheim hat eine Höhenlage von 206 bis über 400 m ü. NN. und liegt an der Erfa (Erf im Volksmund), einem Fluß des Baulandes. Der Flußname ist auf das althochdeutsche Wort „erpf = braun“ zurückzuführen.

Der Ursprung der Erfa liegt in Buch am Ahorn; sie durchfließt Gerichtstetten, Erfeld, Bretzingen und Hardheim; nach Breitenau geht sie dann ins bayerische Staatsgebiet über. Das Erfatal, von Süden nach Norden verlaufend, ist ein anmutiges Tal, voll Liebreiz und nach Breitenau wildromantisch.

In der Besiedlungsgeschichte des Erfatals bilden die Kelten das erste Glied in der Kette namentlich überlieferter Völkerschaften. Ihr Rückzug aus unserem Raum dürfte ursächlich mit dem Vorrücken der Römer in Südwestdeutschland zusammenhängen. Die Reste des um 160 n. Chr. errichteten Baulandlimes als Zeichen der weitesten Erstreckung des Römischen Imperiums liegen nur etwa 10 km vom heutigen Hardheim entfernt. Als hundert Jahre später die römischen Grenzbefestigungen dem Ansturm der Alamannen nicht mehr Stand hielten, setzte eine Abfolge von Besiedlungen durch verschiedene germanische Stämme im Bauland ein.

Belege zur Ersterwähnung von Hardheim sind spärlich. Erstmals finden wir 996 einen Hinweis auf Hardheim in der gefälschten Urkunde Kaiser Ottos III. In der Zeit zwischen 1050-1062 erwarb dann Abt Bruno von Amorbach in Hardheim verschiedene Eigentümer.

Auch andere adlige und kirchliche Herrschaften hatten in Hardheim Güter, die teilweise an das örtliche Niederadelsgeschlecht verlehnt waren.

Dieser Hardheimer Adel ist von 1197-1607 belegbar. 1197 bezeugt ein Henricus von Hartheim eine Schenkungsurkunde. Sein Nachkomme Reinhard von Hartheim erscheint als Zeuge im Jahre 1286.
Vor dem urkundlichen Auftauchen der „Hartheimer“ war bereits das hochadlige Geschlecht derer von Schweinberg ausgestorben. Die bescheidenen Reste ihres Stammsitzes, mit dem das Amt des Erbkämmerers des Herzogtums Franken verknüpft war, sind letzte Zeugen dieser edelfreien Familie. Ihr Erbe gelangte auf Umwegen an die Grafen von Wertheim bis zu deren Aussterben.

 

Die beiden Hardheimer Burgen, Stammsitze zweier Linien der Ritter von Hardheim, werden in den Jahren 1324 und 1326 erstmals erwähnt. Sie müssen beide wohl älter sein. Ebenso vor dem Jahr 1325 erfolgte die Spitalgründung durch die Herren von Hardheim. Das Niederadelsgeschlecht war Lehensnehmer der Bischöfe von Würzburg und Mainz sowie der Grafen von Wertheim.

Es besaß den größten Teil des Ortes und erhielt 1389 die Gerichtsbarkeit im Dorf. Der Zerstörung der Unteren (niedere) Burg in einer Fehde im Jahre 1444 folgte ihre Veräußerung an den Bischof von Würzburg. Damit existierte nur noch eine Linie des Geschlechts, das im 16. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Macht erreichte. Sichtbares Symbol dieses Aufstiegs ist das Schloß, das Ritter Wolf 1561 errichten ließ, nachdem er im Ort und für seine sonstigen Untertanen um 1555 die Reformation eingeführt hatte. In eben diese Blütezeit fällt auch die erste Überlieferung von in Hardheim abgehaltenen Märkten.

Bereits mit dem Aussterben des Wertheimer Grafengeschlechts 1556 gelang es dem Bischof von Würzburg, einige alte Herrschaftsansprüche geltend zu machen. Als Ritter Georg Wolf von Hardheim 1607 ohne direkte Nachkommen verstarb, zog Bischof Julius Echter die Würzburger Lehen der „Hartheimer“ ein. Sämtliche Untertanen wurden wieder zum katholischen Glauben zurückgeführt.

Die Erbauseinandersetzung um den Hardheimer Besitz wurde erst 1630 durch Reichskammergerichtsbeschluß im wesentlichen zugunsten von Würzburg entschieden. Die Landeshoheit, die Kurmainz inne hatte, ging 1656 durch einen Austauschvertrag an das Fürstbistum Würzburg über. Das bereits viel früher eingerichtete Würzburgische Oberamt Hardheim (Amt Hardheim-Schweinberg) übernahm die volle Jurisdiktion. Die erst im 17. Jahrhundert so bezeichnete Zent und das Ortsgericht wurden zusammengelegt.

 

Nach der von Napoleon erzwungenen Neuordnung Deutschlands wurde das Amt Hardheim im Zuge der Auflösung der kirchlichen Fürstentümer in das rechtsrheinisch 1803 neu entstandene Fürstentum Leiningen eingegliedert und kam 1806 zum Großherzogtum Baden.

Das 19. Jahrhundert, in dem die Plünderung des standesherrschaftlichen Zehntspeichers im Zuge der 1848er Revolution nur eine Episode darstellt, war allgemein durch eine wirtschaftliche Lähmung gekennzeichnet. In den landwirtschaftlich geprägten Kleingemeinden fehlten florierende gewerbliche Betriebe.

Mit dem Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Hardheim immer mehr für das Umland Arbeitsort für Industrie- und Gewerbebetriebe. Ihren Teil zu dieser Entwicklung trug die Anbindung Hardheims an das Eisenbahnnetz im Jahre 1911 bei. Als Stichbahnlinie war sie in späterer Zeit allerdings zur Bedeutungslosigkeit verdammt.

Die nationalsozialistische Herrschaft besiegelte das Ende der nachweislich über 600 Jahre langen Tradition der Hardheimer jüdischen Gemeinde und hatte einen enormen Zuzug an Heimatvertriebenen in Zeiten kriegsbedingter wirtschaftlicher Not zur Folge.

Bald nach dem Zweiten Weltkrieg setzte in Hardheim ein industrieller Aufschwung ein, der Arbeitskräfte erforderte. Mit der Mechanisierung der Landwirtschaft vollzog sich eine vollständge wirtschaftliche und soziale Strukturveränderung.

Dieser Umschichtungsprozeß auf dem landwirtschaftlichen Sektor ist gravierend. Kleinbetriebe lösten sich auf oder arbeiteten nur noch als Nebenerwerbsbetriebe. Viehhaltung und der Feld- und Wiesenanbau konzentrieren sich auf größere Betriebe. Die freiwerdenden Arbeitskräfte fanden im Gewerbe und in der Industrie Ausbildungs- und Arbeitsplätze (Maschinen- und Mühlenbau, Innenausstattung und -gestaltung, Ladeneinrichtungen, Hoch- und Tiefbauunternehmen, Kunststoffverarbeitung u.a.).

Im Jahre 1966 wurde Hardheim Garnisonsgemeinde. In der Carl-Schurz-Kaserne sind das Panzerflugabwehrkanonenbataillon 12, das 3./Instandsetzungsbataillon 12 und die Drohnenbatterie 12 untergebracht. Außerdem ist in Hardheim ein Bundeswehrhauptgerätedepot. 1992 wurde eine amerikanische Raketenabwehreinheit abgezogen, die seit 1961 in Hardheim stationiert war.