Museums-Info 2018

Editorial

Gerade 170 Jahre sind es her, dass ein verhängnisvolles Geschehen der badischen Landesgeschichte die Weichen stellte für eine Entwicklung der deutschen Geschichte, die 1918 mit der Kapitulation von Versailles und einer unausgereiften Republik eine politische Schieflage in die Wege leitete, die in die Katastrophe über 1938 bis 1945 führte. Erst 1948, vor 70 Jahren, gelang es, in einer künftigen Bundesverfassung die Grundrechte zu beraten und am 23. Mai  1949 zu verankern.

1848 war es, als in Freiburg, Rastatt, Bruchsal, Karlsruhe, Mannheim und am Bodensee Demokraten und Liberale für Freiheit, Gleichheit und nationale Einheit, die Wurzeln unseres heutigen gesellschaftlichen und politischen Selbstverständnisses stritten. Sie haben damals verloren, aber ihre Ziele und Absichten haben Eingang in das Grundgesetz der Bundesrepublik gefunden. 

Der Weg bis 1948/49 war schon am Anfang mit Blut und Tränen gepflastert, als Reichstruppen unter preußischer Führung dem badischen „Traum von der Freiheit“ (Ausstellung, S.11) ein gewaltsames Ende bereiteten und fünf Prozent der 80 000  Einwohner Badens die Heimat verließen.

Mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann drängt sich heute die Frage nach den wirklichen Siegern auf. „Sind letztendlich wirklich jene die Sieger (geblieben), die damals die demokratischen Freiheitsrechte niedergeschossen haben. Haben nicht sie unser Land in die Schande und in schreckliche Zusammenbrüche geführt.“ (Ausstellung, S. 434) 

Auch wenn Hardheim die schlimmen Folgen des politischen Scheiterns der badischen Freiheitsbewegung später im 20. Jahrhundert  mittragen musste, blieb Hardheim von den schlimmsten Folgen der badischen Revolution verschont. Trotzdem ließen sich  auch Hardheimer zu Menschen verachtendem Treiben unter dem Nationalsozialismus hinreißen. Der Beitrag zur jüdischen Geschichte und besonders zum sog. Judenpogrom vor 80 Jahren soll dem Gedenken der ermordeten jüdischen Mitbürger dienen.

Eigentlich hätte der Museumsverein im Jahr 2018 ein Jubiläum für 700 Jahre feiern können. Denn seit 1318 gab es nachweislich Juden in Hardheim. Aber es schien uns unangebracht angesichts der Ereignisse im November 1938 mit dem zynisch als „Reichskristallnacht“ bezeichnete Pogrom die Geschichte der Juden in Hardheim in Erinnerung zu rufen.

Denk-Male“ der Juden, die eine stete Mahnung gegen das Vergessen darstellen, sind der jüdische Friedhof, die ehemalige Synagoge, mehrere Häuser, deren Türsturz noch Initialen ehemals jüdischer Bewohner enthalten und ein Haus, das früher eine Mikwe enthielt.

Da der Ausstellungsbereich des Museums sich im Umbau befindet, gab es keinen geeigneten Platz für eine würdige Gedenkfeier. Daher haben wir versucht, wenigstens über die Tageszeitungen ein Erinnern wach zu halten. Es liegt uns viel daran, der 17  nach Gurs  „evakuierten“ Hardheimer Juden zu gedenken.                                                                                                                     

Ihre Vernichtung war der Preis für das ehrgeizigen Ziel der Gauleiter von Baden und der Saarpfalz Wagner und Bürckel  dienen, ihren Bereich als Erste in Deutschland für „judenfrei“ zu erklären.

Das Jahr 1848 steht aber glücklicherweise für Hardheim nicht nur als Unglücksjahr in den Annalen. Eine für damals wichtige kulturelle Einrichtung wurde mit Unterstützung von vorausschauenden Persönlichkeiten schon 1848 gegründet. Die Katholische Bücherei kann unter der Trägerschaft des Borromäusvereins auf 180 Jahre zurückblicken.

Sogar 300 Jahre sind es her, dass auf Betreiben eines Abtes von Bronnbach die Josephskapelle, ein Wahrzeichen Hardheims, geweiht wurde. Der Info-Brief vom letzten Jahr hat die Kapelle auch schon thematisiert.

Nicht nur zur Josephskapelle, sondern auch für viele heimatgeschichtliche Themen bietet das Heimatbuch von 1988 viele zuverlässige Informationen, die auf Grund von gründlichen Recherchen von Julius Rapp und Robert Hensle eine wertvolle Grundlage zur Geschichte Hardheims darstellen.

Von Robert Hensle stammt ein Einordnung und Würdigung des vor 80 Jahren verstorbenen Julius Rapp. Erwähnenswert sind auch zwei besonders werthaltige Exponate. Der Museumsverein besitzt ein Gemälde von dem zur Hollerbacher Malerkolonie zählenden Landschaftsmaler Arthur Grimm. Außerdem konnte mit dem Leihgeber von mehreren Exponaten des Weltraumpioniers Walter Hohmann, Volker Hohmann  ein Gesamt-Leihvertrag abgeschlossen werden, der alle Leihgaben mit den Versicherungsbeträgen zusammenführt.



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