Drei Künstler Drei Wirklichkeiten

Walter Koupil, Erhard Schindler, Franz Vogel
Sonderausstellung: 04. September 2015 – 18. Oktober 2015

Der Museumsverein Erfatal e.V. präsentiert vom 4.09.2015 bis 18.10.2015 eine Sonderausstellung „Drei Künstler – drei Wirklichkeiten“. Anhand dreier Künstler ließen sich drei Bereiche der Malerei aufzeigen. Walter Koupil (1915-2001) widmet sich in seinen Öl- und Aquarellwerken vor allem Hardheimer Ortsansichten und stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen aus dem Erftal und seiner mährischen Heimat. Franz Vogel, der bei der Vernissage seine Porträts selbst vorstellte, schuf mit erstaunlicher künstlerischen Fertigkeit und sicherem Auge Porträts von Persönlichkeiten der Kunstgeschichte über Komponisten wie Bach oder Wagner bis zum Weltraumpionier Walter Hohmann. Mit Erhard Schindler (1919–2011) richtet der Museumsverein den Blick nicht nur auf ein Spezialgebiet Schindlers, die Ikonografie, von der mehrere auch von Schindlers Workshop-Teilnehmer geschaffene Werke präsentiert werden; es ist gleichzeitig auch ein Anliegen des Vereins, Ölgemälde und Aquarelle Schindlers zu zeigen, die noch aus dem Fundus Schindlers stammen und von seiner Witwe dem Förderverein des Krankenhauses zur Verfügung gestellt wurden. Diese verkäuflichen Werke Schindlers werden in der Ausstellung gezeigt und sind besonders gekennzeichnet. Der Museumsverein hofft, für möglichst viele angebotene Kunstwerke Schindlers Käufer zu finden und wird auch den Erlös aus dem Museumseintritt gänzlich dem Förderverein des Krankenhauses übergeben. Von Frau Bikstermann, der Tochter Koupils, wurde ebenfalls ein Ölgmälde ihres Vaters dem Förderverein zum Verkauf zugunsten des Fördervereins überlassen. Die Ausstellung mit über 60 Exponaten ist geöffnet bis 18. Oktober 2015, sonntags 14.30-17.00 Uhr.

Ansprechpartner: Irmela Günther, Tel.: 06283/1616

v.l.n.r.: MdB Alois Gerig, Simone Richter, Frau Bikstermann, Monika Farrenkopf, Herr Vogel, Herr Bräuer, Ortrud Billder, Hubert Eirich

v.l.n.r.: MdB Alois Gerig, Simone Richter, Frau Bikstermann, Monika Farrenkopf, Herr Vogel, Herr Bräuer, Ortrud Billder, Hubert Eirich

Bilder Franz Vogel

Bilder Franz Vogel

Bilder Walter Koupil

Bilder Walter Koupil

Ikonen Erhard Schindler

Ikonen Erhard Schindler

 

Das Porträt. Eine besondere Kunstform in der Sonderausstellung des Museumsvereins

Zwei Bilder – ein Motiv! Welches Bildnis stammt von Franz Vogel? Welches von Hans Holbein dem Jüngeren? Gibt es überhaupt einen Unterschied?

In seiner Sonderausstellung im Erfatalmuseum präsentiert der Museumsverein Erfatal e.V. von September bis zum Wendelinusmarkt am 18. Oktober 2015 neben den Werken von Walter Koupil und Erhard Schindler auch die von Franz Vogel geschaffenen Porträtzeichnungen. Neben seinem über Stadt- und landesgrenzen hinaus bekannten Porträt von Walter Hohmann hat sich Franz Vogel auch daran gewagt, „ein Porträt zu porträtieren“. Dabei hat er ein wahrhaft anspruchsvolles Oevre ausgesucht, von dem man sagen könnte, „was die Mona Lisa für den Louvre in Paris ist, das ist der Kaufmann Georg Gisze von Hans Holbein d.J. für die Preußische Staatsgalerie in Berlin.

Hans Holbein der Jüngere, 1497 in Augsburg geboren, entstammte wahrscheinlich einer Schweizer Familie. Schon Anfang der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts hatte er sich in seiner Basler Zeit mit dem Porträt des Erasmus von Rotterdam einen Namen gemacht. Als er trotz Bitten des Basler Bürgermeisters, aber wegen eines wesentlich besseren Honorarangebots 1532 der Stadt den Rücken kehrte und endgültig nach London übersiedelte, wurde er dort in kurzer Zeit als Maler deutscher Kaufleute der Hanse und als Hofmaler Heinrich VIII. zum gefeierten Porträtisten. Aus dieser Zeit dürfte das Bildnis des Kaufmanns Georg Gisze stammen. 1543 beendete die Pest sein sehr erfolgreiches künstlerisches Wirken

Das Porträt eines Porträts

Im Vergleich mit dem Original-Porträt von Hans Holbein ist Franz Vogel offensichtlich in jeder Hinsicht ein beinahe fotografisch genaues „Fast-Porträt“ eines Porträts gelungen. Nicht nur in den Nuancen der Farbübergänge mit den fein abgestimmten Zwischentönen, etwa bei den gestauchten Ärmeln, besticht der genaue Blick und der feine Pinselstrich, der gleichsam auch jeden Faden der Tischdecke und jedes Haar aus dem Original zu übernehmen versteht.

Nüchtern und objektiv werden die Attribute eines reichen Kaufmanns vorgestellt: die großzügig ornamentierte Tischdecke mit Schreibgeräten, Brieföffner, Siegelstock, Schere, einem Behälter mit Siegelmarken, dazu die Prachtfolianten und neben anderen Gebrauchsartikeln eine Kugel als Schnurspender; ebenso die über das Bild verteilten weißen Notiz-, Merk- oder Adressunterlagen. Es ist Vogel hier gelungen, dieses das Wesensbild eines Kaufmanns charakterisierende Zubehör,           mit dem gleichen Ausdruck unbeirrbarer Sachlichkeit zu übernehmen (1) – ähnlich wie die mathematischen Utensilien bei Walter Hohmann.

Allerdings war es Franz Vogel wohl etwas zu wenig, das Bildnis „nur“ haargenau zu porträtieren. Erst ein zweiter genauer Blick lässt, wie in jenen sogenannten Fehlersuchbildern erkennen, dass Vogel an einer Stelle „Holbein-fremde“ Zutaten in sein Porträt hineingeschmuggelt hat: Auf drei weißen Papierbögen hat er die Entstehungsdaten seines Porträts verraten, die sich von 1945 bis 2006 erstreckten:
„Franz Vogel 20.Juli – 13. Sept. 1945, 19 Jahre alt. Kopie nach H. Holbein d. J.“
„Studium des Originals während meines Berlin-Aufenthalts vom 2. – 8. IV. 2006“
„Überarbeitung dieser Holbein-Kopie vom 12. IV. – 20. V. anno 2006 Franz Vogel 80-jährig.“

In der Sonderausstellung Drei Künstler – Drei Wirklichkeiten sind von Franz Vogel neben einem Stillleben, eine kleinere Vase mit dezent leuchtenden Türkenbundlilien und eben jenem Porträt des Kaufmanns Gisze, noch weitere Porträts zu sehen: Walter Hohmann, Gustav Eirich, Carl Schurz, Leopold Wanitschek, außerdem die Komponisten Richard Wagner, Franz Liszt, Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms und Johann Sebastian Bach. Sie ergänzen die ebenfalls ausgestellten Werke der beiden anderen Künstler Walter Koupil und Erhard Schindler.

Das Ölgemälde „Ährenfeld“ von Walter Koupil und mehrere Aquarell- und Ölbilder Erhard Schindlers stehen zum günstigen Ausstellungspreis noch zum Verkauf. Der Erlös geht vollständig an den Freundes- und Förderkreis „Unser Krankenhaus“ in Hardheim, so wie die Eintrittsgelder des Museums während der Saison 2015.

Die Ausstellung im Erfatal-Museum ist noch geöffnet bis zum Wendelinusmarkt am 18. Oktober 2015, sonntags von 14.30 Uhr– 17.00 Uhr und jederzeit nach Vereinbarung. Tel.06283/8842

(1): Vgl. Meisterwerke der Kunst: Bildnis „Kaufmann Georg Gisze“ von Hans Holbein d. J. Hrsg. Landesanstalt für Erziehung und Unterricht Stuttgart, ohne Jahresangabe

DSCI0871 F.V.


Sonderausstellung zeigt Ikonenmalerei

Der Museumsverein Erfatal wartet von September bis zum Wendelinusmarkt im Erfatal-Museum mit einer breiten Palette künstlerischer Werke auf. Dabei spannt sich der Bogen von den mit erstaunlicher Präzision geschaffenen Porträts eines Franz Vogel über die Aquarell- und Ölmalerei eines Walter Koupil bis zu Erhard Schindler, der aber den Bogen seines künstlerischen Wirkens noch um einen weiteren, nicht alltäglichen Bereich erweitert hat. Denn nicht nur die Ikonenmalerei, sondern darüber hinaus auch das Verständnis eines ikonographischen „Kunstwerkes“ hebt sich wesentlich vom westeuropäischen Kunstverständnis ab.

Eine Ikone versteht sich in der Ableitung aus dem Altgriechischen als Bild, Ebenbild, Abbild. Deswegen muss auf jeder geweihten und damit verehrungswürdigen Ikone die dargestellte Person durch ein Kürzel oder ein eindeutiges Attribut bezeichnet sein, sozusagen als Mahnung, die abgebildete Person und nicht die Ikone aus Holz oder anderen Materialien zu verehren. Daher werden etwa Statuen von Heiligen abgelehnt, damit sie nicht als Götzen verehrt werden können.

Eine Ikone wird zur gültigen Ikone erst durch die Ikonenweihe. Dazu muss die Darstellung der orthodoxen Tradition entsprechen, den Heiligenschein, das Symbol der Heiligkeit, zeigen und den Namen des Heiligen enthalten. Figuren, ihre Gestik, Mimik, Farbe auf Einzelikonen werden nach vorgegebenen ganz bestimmten Regeln oder von bereits vorhandenen Ikonen als Malvorlage angefertigt. Eine individuelle, persönlich-schöpferische Ausdruckweise wird abgelehnt. Der Ausdruck „Ikonenschreiber“ erklärt, warum orthodoxe Ikonen weder als Kunstgegenstände noch als Dekoration gelten und auch nicht namentlich signiert werden.

Der Ikonenschreiber drückt die Inhalte der Heiligen Schrift mit bildsprachlichen Mitteln aus. Ein kahler Fels steht zum Beispiel für Wüste und Berg und gilt als Ort der Prüfung und Versuchung. Ebenso enthält jede eingesetzte Farbe eine eigene Bedeutung, eine geistliche Botschaft. Bei der Auswahl der Farben sind ästhetische Gründe bedeutungslos: Goldgelb will das Göttliche betonen, Weiß steht für Verklärung und Auferstehung, Rot für das Blut Christi und die Erlösung, Purpur für göttliche Macht und Würde.

Ihren Platz haben Ikonen im Religiösen, d.h. im Kultbereich der orthodoxen Kirche. In jeder dieser Kirchen gibt es die Ikonostase, ein mit Ikonen ausgestattete Holzwand, die den Altarraum, wo die Eucharistie gefeiert wird, von den Gläubigen trennt. In der Mitte ist eine Tür, die während der Eucharistiefeier geöffnet wird, so dass der Altar sichtbar ist.

Wie „orthodox“ E. Schindler seine Ikonen „schrieb“ und entsprechende Anleitungen weitergab, wird ersichtlich aus seinen 18 Schritten zur „Technik des Ikonenschreibens“, die ebenfalls im Museum ausgestellt sind.

Hingegen ganz im westeuropäischen Kunstverständnis hat Schindler wie Koupil seine Aquarell- und Ölbilder konzipiert und einer sorgsamen Beobachtung der Naturerscheinungen unterworfen.

In der Ausstellung DREI KÜNSTLER – DREI WIRKLICHKEITEN sind neben den Werken Koupils und Vogels, dessen Schaffen in der nächsten Ausgabe näher erläutert wird, auch alle drei Malweisen Schindlers zu sehen. Von den Aquarell- und Ölbildern Schindlers stehen z. Zt. noch einige Werke zum Verkauf, ebenso wie ein Werk Koupils, deren Erlös vollständig dem Förderkreis des Krankenhauses zukommt, ebenso wie die Eintrittsgelder des Museums in dieser Saison 2015.

DSCI0869 - Kopie



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