Buchpräsentation – Gedichte von Hans Scheibel

Er war ein Multitalent: Die Rede ist von Hans Scheibel der als Bildhauer, Restaurator, Dozent, Dichter und Komponist, der Spuren seines schöpferischen Wirkens überall in Deutschland hinterlassen hat.

In Hardheim ist er vor allem als der Komponist des Hardheimer Heimatliedes „O Hardheim, mein Hardheim, wie bist Du so schön“, das er in 1955 eigens zu den Heimattagen geschaffen hatte, und das Generationen von Schülerchören in den 1950er und 1960er Jahren immer wieder – auch auf einer Schallplatte – zu Gehör brachten. Aber nicht nur dieses Werk ist in Hardheim unvergessen: Im Rathaus vor dem Sitzungssaal steht die Holzplastik „Mutter empfängt ihren heimkehrenden Sohn“. Obwohl Hans Scheibel einige Jahre im Steinbruch von Karl Hohmann auf dem Wurmberg als freischaffender Künstler tätig war, sind in Hardheim keine weiteren Spuren seines Wirkens zu finden.

In der Erftalmetropole heiratete er in 1907 die Hardheimerin Maria Hilda Fischer, Tochter des Polizeidieners Johann Fischer und alle drei Kinder aus dieser Ehe wurden in Hardheim geboren.

Scheibel aber bekam Aufträge für seine Werke aus ganz Deutschland. Hamburg, Posen und Wiesbaden waren Stationen seines Wirkens ehe er sich mit seiner Familie in 1909 in Berlin niederlies. Als Soldat im Ersten Weltkrieg kehrte er erst in 1919 nach Berlin zurück, übersiedelte aber im gleichen Jahr nach Darmstadt, das zum Zentrum seines Schaffens werden sollte. Leider sind durch die Kriegseinwirkungen viele seiner Werke unwiederbringlich verloren. Aber als Dozent an der Darmstädter Werk-Kunstschule konnte Scheibel sich große Verdienste in Darmstadt und Umgebung erwerben, weil er viele kriegsbeschädigte Denkmale und Brunnen rekonstruieren und erneuern konnte. Darmstadt verlieh ihm auch die Ehrenbürgerwürde.

Obwohl Hardheim nur einen ganz geringen Anteil des bildhauerischen Schaffens von Scheibel besitzt, ist die Gemeinde dennoch im Besitz der kompletten Sammlung von mehr als eintausend Gedichten, die Hans Scheibel nach dem Kriege verfasst hat. Als Unikat von 5 Bänden mit 600 Seiten per Schreibmaschine beschrieben und in Buchform gebunden, gelang es Helmut Berberich, dass der Enkel von Hans Scheibel, Hans Dieter Girmscheid, ihm die in fünf Büchern zusammengefassten Gedichte und die Urheberrechte übergab. Die Gemeinde Hardheim wiederum nahm in Zusammenarbeit mit Helmut Berberich und dem Museumsverein Erfatal die Chance war, eine Auswahl dieser Gedichte drucken zu lassen, um dem Komponisten des Hardheimer Heimatliedes eine späte Ehrung zu schaffen.

Nun entstand ein Buch mit 178 Seiten mit einer Auswahl seiner Gedichte, das vom Gerhard Hess Verlag in Bad Schussenried aufgelegt und über die Gemeindeverwaltung zum Preis von 14,80 Euro zu erwerben ist. Kein Geringerer als der in Bad Schussenried lebende Hardheimer Horst Wörner engagierte sich in einem hohen Maße um die Verwirklichung des Drucks.

Bürgermeister Volker Rohm, Initiator Helmut Berberich und die Vorsitzende des Museumsvereins Erfatal e.V. Ortrud Biller stellten dieser Tage das Büchlein des poetischen Schaffens von Hans Schiebel vor.

Bürgermeister Volker Rohm freute sich, dass mit der Herausgabe des Gedichtbandes eine weitere Seite des Lebensbuches von Hans Scheibel, nach dem in Hardheim auch eine Straße benannt ist, aufgeschlagen wird. In Hardheim, wo er nach seiner Heirat mit seiner Familie entscheidende Jahre seines Lebens verbracht hatte. „Ob der Name Hans Scheibel künftig mit anderen berühmten Söhnen unserer Gemeinde wie Walter Hohmann, Ignaz Schwinn oder Julius Heffner genannt wird, kann nur eine Prognose sein“, so das Gemeindeoberhaupt. Er dankte insbesondere Helmut Berberich als auch Horst Wörner für deren Engagement und Einsatz für die Veröffentlichung des poetischen Schaffens von Hans Scheibel.


Hans Scheibel wurde am 08. Mai 1884 im Mutterstadt geboren und heiratete am 16.9.1907 die am 30.7.1888 in Hardheim geborene Maria Hilda Fischer, Tochter des Polizeidieners Johann Fischer in Hardheim und der Magdalena Rall. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor, die alle in Hardheim geboren wurden: Johannes (geb. am 26.3.1908 und kurz nach der Geburt verstorben), Gottliebin Katharina Benita (geb. am 21.1.1909 verstorben am 7.1.2007 in Darmstadt) und Hilda Luise Katharina (geb. am 6.3.1914, verstorben am 16.2.2005 in Darmstadt).

Seinen ersten Auftrag bekam der junge Bildhauer 1906 in Hamburg. Ihm folgten weitere Arbeiten 1907 in Posen und Wiesbaden sowie 1909 in Berlin, so dass er sich ganz in der Reichshauptstadt niederließ. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Scheibel Soldat und kehrte erst wieder im Januar 1919 nach Berlin zurück. Im Herbst des gleichen Jahres übersiedelte die junge Familie nach Darmstadt, wo der Künstler beachtliche Monumente seiner Bildhauerkunst schuf. Dazu gehören eine lebensgroße Trauernde in Oberdarmstadt, eine lebensgroße Figurengruppe „Trauer und Trost“ in Freiburg, ein Märchenbrunnen in Büdingen sowie weitere Klein- und Großplastiken in Nierstein, Neustadt an der Weinstraße, Offenburg, Miltenberg und das Bergpredigt-Relief in Schneeberg. Daneben schuf Hans Scheibel viele Porträtbüsten, Reliefs, Medaillons und kleinere Plastiken in Stein und Holz. Als freischaffender Künstler führte Hans Scheibel auch für den Hardheimer Steinbruch-besitzer Karl Hohmann mehrere Arbeiten aus.  Infolge der Kriegsereignisse sind viele seiner Werke leider unwiederbringlich verloren gegangen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg was Scheibel Dozent an der Darmstädter Werk-Kunstschule und ein gefragter Restaurator für die durch Kriegseinwirkung beschädigten Denkmäler und Brunnen.

Gerade durch seine gelungenen Restaurierungsarbeiten erwarb er sich große Verdienst in Darmstadt, wofür ihn die Stadt mit hohen Auszeichnungen ehrte.



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